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Copyright Text und Bilder Anke Junginger

Wasser

 

Der Geist des Wassers – Heilendes Wasser damals und heute, Wasserrituale der Kelten

Die Kelten verehrten das Wasser, das für sie den mütterlichen Aspekt (ebenso wie bei den Hindus) ausdrückte: Wasser steht für Fruchtbarkeit, Fülle, Heilung und für Leben. Die Kelten glaubten an Wassergötter und Göttinnen, denen sie Opfer dargebracht haben, indem wertvolle Schätze, Kleidung oder Essen versenkt wurden. So fand zum Beispiel jedes Jahr ein dreitägiges Ritual am Lake Gévaudan statt, aber auch Brunnen, Quellen und Flüsse wurden als Gottheiten verehrt. Ihnen wurden sowohl männliche Namen (Bormanus, Bormo or Borvo, Danuvius (keltisch-römischer Flussgott der Donau), als auch weibliche Namen (Acionna, Aventia, Bormana, Brixia, Carpundia, Clutoida, Divona, Sirona, Ura – alles Brunnen Nymphen) zuteil. Manchmal wurde der Name dieser Wassergötter sogar für die Umgebung und für Orte übernommen. Die Stadtnamen Divonne und Dyonne können zum Beispiel auf den keltischen Flussnamen Deuona, was göttlich bedeutet, zurückgeführt werden – und auch Abwandlungen dieses Namens sind häufig zu finden. Wasser war für die Kelten etwas Göttliches und wurde überwiegend mit weiblichen Göttinnen in Verbindung gebracht und meist wurden den Flüssen weibliche Namen gegeben. Bei den Kelten waren also Flussgöttinnen, Nymphen, Niskas (Nixen) und Najaden in der Natur allgegenwärtig. In jedem Fluss, Bach, See und in jeder Quelle waren göttliche Wesen zugegen, die verehrt und personifiziert wurden. J.A. Macculloch spricht von einem Wasser Kult der Kelten und findet hier auch eine Erklärung für die Feen und Elfen, denn nach dem Rückgang des Heidentums, blieben diese göttlichen Wesen als zarte Naturwesen in den Flüssen, Seen und Quellen zurück. 1) So waren die Götter der Kelten noch immer spürbar, sie beseelten noch immer die Gewässer und waren Ausdruck von Segen und Wohlwollen gegenüber den Menschen. Doch so wie einst die göttliche Gegenwart verehrt wurde, so glaubten immer weniger Menschen mit dem Aufkommen des Christentums an die Göttlichkeit der Natur und die Feen und Elfen, die in der Regel keine Namen wie die einstigen Wassergötter hatten, wurden mehr und mehr als Mythen und Legenden abgetan und gerieten in Vergessenheit. Aber auch heute ist mancherorts der alte Glaube zu spüren und so finden wir Statuen von Heiligen und Kapellen an Quellen – die Verehrung des Elements Wasser, die Achtung und der Respekt vor der Quelle des Lebens wurde in den neuen Glauben aufgenommen.

 

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Viele Menschen spüren aber auch tief in ihrem Inneren die ursprüngliche Kraft und vernehmen den Ruf der alten Tage und viele folgen diesem Ruf, indem sie bunte Bänder an Bäume knüpfen und Opfergaben an Quellen ablegen. Es ist eine direkte tiefe Verbindung mit dem Göttlichen und wenn man sich an den alten Glauben hält, so sind Wasserrituale vor allem am Johannistag (Midsummers Day war für die Kelten von großer Bedeutung) besonders kraftvoll. Noch heute hält sich der Glaube an heilendes Quellwasser – dieser Glaube ist eine Verbindung zur alten Naturreligion, die die Zeit und andere Relgionen wie selbstverständlich überlebt hat. An den heiligen Wassern versteht der Mensch ganz von selbst seinen Ursprung und seine Verbindung zum Göttlichen. Hier braucht es keiner Kathedrale, keiner Erklärungen – hier reicht ein einfaches Gebet. Hier spüren wir selbst das Unfassbare und erfahren was Goethe meinte, als er schrieb:

 

Was wäre‘ ein Gott, der nur von außen stieße,
Im Kreis das All am Finger laufen ließe!
Ihm ziemt’s, die Welt im Inneren zu bewegen,
Nie seine Kraft, nie seinen Geist vermisst.

Johann Wolfgang von Goethe, 1812, Berliner Ausgabe. Poetische Werke [Band 1–16], Band 1, Berlin 1960, S. 535 (Quelle: www.zeno.org)

 

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J.A. Macculloch beschreibt in seinem Buch über die Religion der alten Kelten ein Wasserritual an den Heilquellen wie folgt: „Der Patient umrundete schweigend den Brunnen dreimal im Uhrzeigersinn. Dann kniete er sich vor den Brunnen und betete um Heilung. … Anschließend trank er das Wasser, badete darin, oder ließ es über seinen Körper laufen. Meist war die Priesterin des Brunnens zugegen, die dafür eine Bezahlung erhielt. Zum Schluss nahm er seinen Verband oder Teile seiner Kleidung und band sie an Bäume in der Nähe des Brunnens. So wurde eine dauerhafte Bindung zur heilenden Kraft der Quelle hergestellt. Sobald er den Brunnen verließ durfte er nicht mehr zurück blicken. Solche Rituale wurden vor allem an Beltane, am Johannistag oder am 1. August durchgeführt. Auch ein anderer Mensch konnte für einen Kranken dieses Ritual stellvertretend ausführen.“ 1)

Bei diesen Ritualen waren häufig auch heilige Bäumen an den Quellen einbezogen und es bestand sogar ein enger Zusammenhang. Indem die Kranken Stoffe Ihrer Kleider an den Baum banden, so wurde symbolisch die Krankheit an den Baum übergeben, der das Leiden transformieren sollte. Noch heute findet man an manchen heiligen Quellen Gaben und bunte Bänder an den Bäumen – ein Brauch, der bis zu den Kelten zurück reicht.

 

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Bänder an einer QuelleDas Wasser wurde aber auch als Orakel genutzt und man deutete den Wasserfluss und bestimmte Zeichen, sobald eine Opfergabe hineingeworden wurde. Auch deutete man die Anwesenheit und das Verhalten von Tieren an diesen heiligen Quellen oder man bat die Wassergötter um Hilfe. 1)

Wer sich nun einmal selbst an eine heilige Quelle begeben will, sollte auf Zeichen achten. Kommt ein Schmetterling zu uns oder entdecken wir einen kleinen glücksverheißenden Frosch? Diese Tiere haben Botschaften für uns, die uns weiterhelfen können, wenn wir das zulassen oder wächst ein bestimmter Baum in der Nähe der Quelle – auch hier können wir viel erfahren, wenn wir uns mit der Bedeutung der Bäume befassen. Erneuern wir unsere Bindung zur Natur und zur Quelle des Lebens – jeder kann für sich selbst testen, was er spürt und vielleicht einen Hauch dieser segnenden Kräfte selbst erfahren.

Welche lange Tradition die segnende, schützende und reinigende Kraft des heiligen Wassers besitzt ist uns heute zum Teil nicht mehr bewusst, beziehungsweise sind diese Rituale so alltäglich geworden, dass sie uns nicht mehr auffallen. So wird noch heute Weihwasser in der katholischen Kirche verwendet um von kleineren Sünden zu befreien und Schutz zu schenken . Vor dem Betreten der Kirche besprengt man sich mit dem geweihten Wasser, teilweise nahmen die Gläubigen dieses Wasser auch mit nach Hause, um ihr Heim zu segnen und unter göttlichen Schutz zu stellen. Übrigens ist dieser Brauch bereits bei den Römern und Griechen zu finden, die sich ebenfalls vor dem Betreten Ihrer Heiligtümer mit Wasser besprengten.

Auch bei der christlichen Taufe spielt das Wasser eine tragende Rolle. In vielen Religionen findet man rituelle Waschungen und im Hinduismus werden noch heute die Statuen von Ganesh und Durga in Flusswasser getaucht.

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