Copyright Text und Bilder Anke Junginger
Die Linde – ein Baum der Gemeinschaft, des Lachens und Tanzens aber auch der Gerechtigkeit und der Rechtsprechung
Das ist der alte Märchenwald
Es duftet die Lindenblüte!
Der wunderbare Mondenglanz
Bezaubert mein Gemüte.
- Heinrich Heine -
So verzauberte die Linde bereits im 19. Jahrhundert Heinrich Heine. Und wahrlich, sie ist ein zauberhafter Baum voller Leichtigkeit und Licht – ein Baum der Liebe, der Freude, des Vertrauens und der Gerechtigkeit. Wer von der Linde fasziniert ist, der hat eine Beziehung zu diesem wundervollen Baum und folgt damit einer ganz langen Tradition.
Schon die Germanen schätzten die Linde sehr und im Mittelalter stand sie im Zeichen der Liebe. Unter ihren mächtigen Zweigen fanden oft Trauungen statt. Die Linde war auch der Baum der Rechtsprechung, ein Ort, wo man gerne Verträge schloss: Wer den Daumen auf die Rinde drückte, hatte besiegelt, was vereinbart worden war. Diese sogenannten Gerichtslinden waren Gerichtsstätten, wo Ratsversammlungen und das Dorfgericht unter freiem Himmel abgehalten wurden.
Auch bei Versammlungen war die Linde ein beliebter Ort für die Zusammenkunft.
Und ihr Schatten galt seit jeher als heilsam – so wird der Platz unter einer Linde zum Ort der Kraft – verweilen wir unter ihrem Blätterdach und Geäst, so tun wir etwas Gutes für unser Herz, unsere Seele und unseren Körper. Die Energie der Linde ist ganz sanft und leicht. Wirken andere alte Bäume oft mächtig, fast ein bisschen „grimmig“ oder düster - so wirkt die Linde immer verspielt und gefällig. Ihre Botschaft an die Menschen lautet: „Verliere nie Dein Lachen, tanze durchs Leben und nehme nichts allzu schwer, aber verlasse nicht den rechten Pfad.“
Der Name der Linde leitet sich wahrscheinlich vom Lindenbast, der unter der Rinde liegt und früher als Strick verwendet wurde. Vielleicht stammt er aber auch von dem Wort lind ab – weil Laub so sanft und das Holz so biegsam und weich ist (Linde = die Biegsame von lind = weich, biegsam).
Die Linde spiegelt auch in der Symbolik diese sanften Eigenschaften wieder – sie steht für Gastfreundschaft, Bescheidenheit, liebevolle Partnerschaft, Gerechtigkeit. In ihrer Tradition als Tanzlinde symbolisiert sie auch Geselligkeit, Freude, Lachen und Gemeinschaft.
Die Linde fasziniert und inspiriert:
So schrieb Friedrich Rückert sein Gedicht „Ich atmet einen Lindenduft“. Und wer kennt nicht die bekannten Zeilen „Am Brunnen vor dem Tore da steht ein Lindenbaum“ aus dem Gedicht „Der Lindenbaum“ von Wilhelm Müller.
Arten der Linde:
(Tilia): Tilia Grandifolia = Großblättrige Linde (Sommerlinde)
Tilia Arvifolia = Kleinblättrige Linde (Winterlinde, Spätlinde)
Tilia Aurea = Goldlinde Tilia Cordata = Winter-Linde
Tilia Tomentaosa = Silber-Linde
Wo findet man besonders mächtige und bekannte Exemplare des Lindenbaumes?
In vielen Städten über ganz Deutschland verteilt, finden sich Linden als Dorfbäume, zum Beispiel Gerichtslinden oder sogenannte Tanzlinden, die mit Säulen und Podesten zu „lebenden Bauwerken“ werden. Eine besonders schöne Tanzlinde findet man zum Beispiel in Peesten.
Weitere bekannte alte Tanzlinden:
Die Tanzlinde in Langestadt findet man im Ortsteil Neudrossenfeld.
Die Tanzlinde in Limmersdorf / Thurnau soll etwas 350 Jahre alt sein. Hier wird die Tradition noch heute mit der sogenannten Lindenkirchweih aufrechterhalten. Seit 1729 findet sie nachweislich statt.
Die Tanzlinden in Galenbeck, in Effelder, in Sachensbrunn, in Oberstadt, in Himmelsberg, in Niedenstein, Bexten – und diese Liste ließe sich noch erweitern….
In Helmsdorf in Thüringen findet man sogar im Wappen das Abbild einer Linde. Der Baum ist ein Naturdenkmal und steht in der Mitte des Ortes.
Die Tassilolinde bei Wessobrunn in Bayern beeindruckt mit einem Umfang von ca. 14 Metern.
Die Wolframslinde in Ried nahe Bad Kötzting (Bayerischer Wald) ist seit 1957 ein Naturdenkmal. Sie soll 800 bis 1000 Jahre alt sein und hat einen Umfang von ca. 13 Metern.
Die Kasberger Linde steht im Landkreis Forchheim und soll 600 bis 1000 Jahre alt sein. Seit 1976 ist sie ein Naturdenkmal.
Die Linde in Wiesenbach steht im Ortsteil Wiesenbach im LK Schwäbisch Hall), sie ist ca. 800 Jahre alt, zu finden neben der Ortsdurchfahrt in Richtung Schmalfelden.
Die Linde bei Hildrizhausen im LK Böblingen zählt an die 400 Jahre. Dorflinde in Schenklengsfeld: Sie gilt als einer der ältesten Bäume Deutschlands – man schätzt sie um die 1000 Jahre. Unter Ihr fanden Gerichtsverhandlungen statt, aber auch Tänze – die letztere Tradition hat sich bis heute mit dem sogenannten Lindenblütenfest erhalten.
Auch in Heede steht eine 1000-jährige Linde in der Nähe einer alten Kirche. Ihr Stamm hat einen Umfang von über 18 Meter. Nahe des mächtigen Baumes werden von 1937 bis 1940 Marienerscheinungen berichtet.
Die mächtige Bordesholmer Linde ist ebenfalls eine Sehenswürdigkeit und blickt auf eine Tradition als Gerichtslinde zurück. Sie soll bis zu 700 Jahre alt sein.